Liu Jia holt "Top of Austria Challenge"
Lange Zeit waren auch Profi-Sportler durch die rigorosen Corona-Maßnahmen von der Ausübung ihres Berufes ausgeschlossen. Mitte April kam es zu einer ersten teilweisen Öffnung von Sporthallen für Trainingszwecke, unter besonders strengen Auflagen sind nun sogar kleine Schaukämpfe möglich. Diese Chance nutzen auch Österreichs Tischtennis-Asse. Bei der „Top of Austria Challenge“ machten Liu Jia, Karoline Mischek, Stefan Fegerl und Daniel Habesohn Werbung für ihren Sport. Nach einem Damen- bzw. Herreneinzel kam es im Spiel um Platz 3 und im Finale zu einem „Geschlechter-Duell“. Den Sieg im Studio 1 des ORF-Zentrums holte Liu Jia durch einen Sieg über Stefan Fegerl.
Nach der langen Pause waren alle Akteure über die Möglichkeit glücklich, endlich wieder wichtige Wettkampfpraxis sammeln zu können. Dementsprechend motiviert und engagiert ging es zur Sache. Im Vorfeld galt es aber zunächst einen Schock zu verdauen, Europas Nummer 1 Sofia Polcanova verspürte im Training wieder Schmerzen in ihrer seit längerer Zeit verletzten Hüfte und musste kurzfristig passen. Die als Ersatz nominierte U21-Doppel-Europameisterin Karoline Mischek brachte zum Auftakt prompt Liu Jia an den Rand einer Niederlage. 6:2 führte sie im dritten und entscheidenden Satz (die ersten beiden Spiele gingen auf zwei Gewinnsätze), ehe „Susi“ all ihre Routine in die Waagschale warf und mit 11:9 den Sieg holte. Im anschließenden Herren-Einzel zwischen den beiden Deutschland-Legionären Daniel Habesohn und Stefan Fegerl kam es zu einer Neuauflage des Endspieles der Staatsmeisterschaften 2020. Ging am 1.März in Kufstein der Weltranglisten-36. Habesohn als Sieger hervor, konnte heute vor den TV-Kameras Stefan Fegerl von Beginn an das Heft in die Hand nehmen und klar mit 2:0 die Oberhand behalten.
Um den Sieg bzw. Platz 3 (diese Spiele gingen auf drei Gewinnsätze) kam es nun zu den mit Spannung erwarteten „Geschlechter-Duellen“. Im regulären Turnieralltag stehen sich Damen und Herren nur im Mixed-Doppel gegenüber, im Einzel kommt es auf Wettkampfebene zu keinen gemischten Matches. Das Reglement gewährte den Ladies aber einen Startvorteil: die ersten Sätze im Normalmodus bis „11“ begannen sie bei 6:0, in einem eventuellen Entscheidungssatz auf sechs Gewinnpunkte wurde ihnen ein 3:0-Vorsprung zugesprochen.
Zwischen Karoline Mischek und Daniel Habesohn ging es auch prompt über die volle Distanz, und auch im letzten Satz blieb es bis zum Ende offen. Zwei Matchbälle konnte Mischek sogar abwehren, erst den dritten verwertete Habesohn zum Sieg. Im Endspiel erwischte Liu Jia, ihres Zeichens Einzel-Europameisterin von 2005 und bislang fünffache Olympiateilnehmerin, mit dem Gewinn der ersten beiden Durchgänge den besseren Start, nach dem sich Stefan Fegerl aber besser auf das Tempo der Linzerin einstellen konnte ging es auch hier in den Entscheidungssatz. Diesmal hatte aber die Dame die Nase vorne, ein 6:3 brachte Liu Jia doch etwas überraschend den Sieg.
Prominenz auch abseits der Platte
Geleitet wurden die Spiele von Werner Thury, Schiedsrichter-Chef bei den Olympischen Spielen in Tokio. Auch in der Kommentatoren-Box hatte ORF-Mann Michael Roscher hochrangige Unterstützung. Niemand geringer als der Weltmeister von 2003 Werner Schlager stellte unter Beweis, dass er auch lange nach seiner aktiven Zeit noch über reichlich Fachwissen verfügt.
„Das hat richtig Spaß gemacht! Wir haben ja sonst kaum die Möglichkeit, mit den Herren zu spielen. Aber ich glaube wir haben ganz gute Matches gezeigt und auch Werbung für unseren Sport gemacht. Aber man hat gesehen, wir sind nach der langen Pause alle noch von unserer Normalform entfernt. Aber das Turnier heute war eine gute Standortbestimmung!“, freute sich Liu Jia.
Stefan Fegerl zollte seiner Gegnerin Respekt: “Sie hat sehr klug gespielt. Man hat gesehen, dass sie über viel Routine verfügt. Außerdem verfügt sie über ein gutes, sehr flaches Service. Das machte es sehr schwer, aktiv zu retournieren. Wenn man dann mit 0:6 beginnt, wird es nicht unbedingt leichter.“
Daniel Habesohn: “Es tat auf jeden Fall gut, nach so langer Wettkampf-Abstinenz wieder das Match-Feeling zu spüren. Wir trainieren ja erst wieder seit ein paar Tagen, da fehlt natürlich noch die gewohnte Sicherheit.“
Karoline Mischek: „Leider habe ich beide Spiele hauchdünn verloren. Susi hat im letzten Moment noch entscheidend zulegen können, gegen Habesohn war es natürlich besonders schwer. Die Herren spielen einfach mit deutlich mehr Schnitt und Tempo.“
Semifinale
Liu Jia – Karoline Mischek 2:1 (8:11,11:7,11:9)
Stefan Fegerl – Daniel Habesohn 2:0 (11:8,11:6)
Spiel um Platz 3
Daniel Habesohn – Karoline Mischek 3:2 (9:11,11:7,12:10,7:11,8:6)
Finale
Liu Jia – Stefan Fegerl 3:2 (11:7, 11:3,9:11,8:11,6:3)